tina1984

Leben und Überleben mit COVID

Aktuell warten wir auf die Beschlüsse der Bundesregierung aus dem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder.

Thomas Riebschläger • März 22, 2021
Die Erwartungen auf die Ergebnisse dieses Treffens ziehen einen tiefen Graben durch unser Land.                                                                                                                                         
Auf der einen Seite die Vernünftigen, denen der letzte Lock-down noch nicht weit genug ging. Diejenigen, die Ihre Hoffnung auf Masken, Abstand, unbegrenzte Tests und auf breite Impfkampagnen setzen. Wäre doch nur der Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar. Auf der anderen Seite Corona-Leugner, Alu-Hut-Träger und Verschwörungstheoretiker, die Ihre Demonstrationen, geschützt durch das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit am liebsten als vorweggenommene Techno-Party feiern würden.
Die um Entscheidung ringenden Politiker, deutlich beeinflusst durch die bevorstehenden Wahlen und umgeben von Wissenschaftlern – da gibt es derzeit nur drei Sorten: Virologen, Epidemiologen und Biotechnologen sollen derweil eine unmögliche Aufgabe lösen. Sie sollen jeden Einzelnen retten, vor dem Virus, dem wirtschaftlichen Ruin und der psychosozialen Vereinsamung.
Das Corona Virus kommt aus dem Osten (die gelbe Gefahr), sitzt in den Atemwegen eines Blutsaugers (Fledermaus) und wer es zur Strecke zu bringen kann, dem winkt ewiger Ruhm, oder zumindest ein Bundesverdienstkreuz. Alles in allem ein sich lohnender Gegner.
Aber irgendwie funktioniert das nicht so richtig. Menschen sterben weiter. Sie sterben an COVID, mit COVID, nach der Impfung, an der Impfung und jedes einzelne Schicksal wird in den soziale Medien als Versagen des Systems deklariert.
Ein Virus als Gegner lässt sich als Todesursache eben leichter benennen. Der Tod wird demgegenüber als schicksalhaft wahrgenommen. Tod durch Verkehrsunfall (deutlich rückläufig, durch den Lockdown), Tod durch Lungenkrebs (Zahlen sinken dank Abnahme des Nikotinkonsums), Tod durch Alkohol und Schokolade (da bleiben die aktuellen Zahlen abzuwarten), Tod durch Altersschwäche (eine Diagnose, die ein Arzt auf dem Totenschein nicht notieren darf).
Der Tod durch COVID dagegen erscheint nicht schicksalhaft, sondern als Ergebnis politischer Fehlentscheidungen, persönlichem Fehlverhalten, der Reise nach Mallorca oder der Demo auf dem Berliner Breitscheidplatz.
Dabei ist das Versterben an dem Virus ebenso schicksalhaft, gesteuert von einer Vielzahl von Entscheidungen, die das Leben des Einzelnen betreffen. Leider wissen wir derzeit noch viel zu wenig über Verbreitung, Mutationsfaktoren, Krankheitsverläufe, Diagnostik, Therapie und Komplikationen dieses Sars-Cov-2-Virus.
Viele Informationen, die uns zur Verfügung gestellt werden, sind vorgefiltert. Transparenz der Information ist ein Privileg der offenen Gesellschaften und selbst hier werden Informationen durch Lobbygruppen, Influencer und andere Einflussnahme in bestimmte Richtungen gelenkt.
Was aktuell fehlt ist eine offene und transparente Diskussion, die von einem neuen Szenario ausgeht.
Das „neuartige Coronavirus“ bleibt nicht neuartig auf Dauer, es wird bleiben.
Wir sollten uns darauf einstellen, dass wir ein Szenario des Umgangs mit einem hochinfektiösen Virus in einer offenen Gesellschaft entwickeln müssen. In einer Gesellschaft, in der Menschen sich treffen, miteinander arbeiten und feiern können.
Eine Gesellschaft mit regem Vereinsleben, Schulen in denen Kinder lernen und spielen können, einem vielfältigem Kulturleben und einer Freizeitkultur, die selbstbestimmt und offen ist.
Vielleicht gehört zu dieser Gesellschaft in bestimmten Situationen auch das Tragen von Masken oder eine Testung bevor bestimmte Aktivitäten begonnen werden.
Vielleicht müssen Massenveranstaltungen auf kleinere Besucherzahlen reduziert werden.
Vielleicht müssen wir mehr Zeit einplanen, um Gemeinschaftsaktivitäten vorzubereiten.
Vielleicht müssen wir bereit sein, einen höheren Preis für eine Veranstaltung zu bezahlen, um das zugehörige Testszenario mitzufinanzieren.
Meine Überzeugung ist es, dass wir bereit sind, unseren Beitrag für diesen neuartigen Umgang mit dem Corona Virus zu leisten. Eine solche, geschützte Öffnungsstrategie lässt sich auch politisch vermitteln. Sie gibt den Menschen Hoffnung und Perspektive.

Ermöglichen sollte eine solche neuartige Strategie die von uns gewählte Regierung.